Software von Energy Robotics befähigt autonomen Roboter “Spot” von Boston Dynamics zur Durchführung von Ferninspektion bei Merck
Darmstadt, 09. September 2020. Energy Robotics, führender Entwickler von Softwarelösungen für mobile Roboter in industriellen Anwendungen, geht eine Partnerschaft mit dem US-amerikanischen Robotik-Unternehmen Boston Dynamics und dem internationalen Wissenschafts- und Technologieunternehmen Merck ein. Das Start-up der TU Darmstadt hat den mobilen Roboter “Spot” von Boston Dynamics mit intelligenter Steuerungssoftware ausgestattet. Damit führt Spot autonome Inspektionen in der thermischen Abluftreinigungsanlage von Merck am Hauptsitz in Darmstadt durch.
Anlagen zur thermischen Abluftreinigung spielen eine wichtige Rolle im Umweltschutz. Sie enthalten eine Reihe wartungsintensiver Komponenten, die regelmäßig überwacht werden müssen. Dabei werden Sensoren wie Wärmebildkameras eingesetzt, um zum Beispiel Anomalien in Pumpen oder Lüftern zu erkennen sowie Druck- und Flüssigkeitsstände in Tanks zu untersuchen. Bei Routineinspektionen werden sie normalerweise vom Menschen getragen.
Energy Robotics hat diese Sensoren auf dem mobilen Roboter Spot integriert, um eine effizientere Zustandsüberwachung zu ermöglichen. Zudem hat das Unternehmen den Roboter gemeinsam mit Merck für einen einstündigen Kontrollgang durch die mehrstöckige Anlage trainiert. Dabei überwindet der mobile Roboter mehrere Industrietreppen und sammelt mit seinen Sensoren wie zum Beispiel Wärme- und Zoomkameras Daten, die er verschlüsselt über das öffentliche 4G-Netzwerk an die webbasierte Benutzeroberfläche auf einem PC oder Tablet überträgt.
Was in der Durchführung so einfach erscheint, ist das Ergebnis enormer weltweiter Fortschritte, die die Soft- und Hardware-Entwicklung der Robotik in den letzten Jahren erzielt hat. Der Roboter liefert reproduzierbare und qualitativ hochwertige Daten zur routinemäßigen Wartung und Zustandsüberwachung einer Anlage. In großem Maßstab eingesetzt, erhöhen solche automatisierten Inspektionen die Häufigkeit und Einheitlichkeit des Überwachungsprozesses. Die Verwendung eines größeren und vielfältigeren Datensatzes, der von Robotern automatisiert erfasst wird, kann die langfristige Effizienz einer Anlage durch vorausschauende Wartung erheblich verbessern und damit zur Erhöhung der Ausfallsicherheit und zu Kosteneinsparungen führen.
Darüber hinaus reduziert Spot die Zeit, die Mitarbeitende für eintönige und körperlich anstrengende Arbeiten in engen, heißen und lauten Räumen verbringen müssen. Und nicht zuletzt trägt eine solch skalierte Überwachung industrieller Anlagen auch dazu bei, Umweltschutzbemühungen effektiver zu gestalten.
“Merck ist eines der ersten Unternehmen in Europa, das Spot testet. Das Pilotprojekt mit unseren neuen Partnern Energy Robotics und Boston Dynamics zeigt den Stand der autonomen Robotik”, sagt Hartmut Manske, Head of Automation & Robotics bei Merck. “Wir sind überzeugt, dass wir in hohem Maße von der Effizienz und Zuverlässigkeit fernüberwachter Missionen in unseren Werken profitieren werden.”
Die Anwendung kombiniert die intuitive Steuerung, die Roboterintelligenz und die offene Schnittstelle von Boston Dynamics mit der leistungsfähigen Steuerungs- und Autonomiesoftware, der Benutzeroberfläche und der verschlüsselten Cloud-Anbindung von Energy Robotics. So kann Spot aus der Ferne gesteuert oder trainiert werden, einer bestimmten Inspektionsrunde autonom, also eigenständig, zu folgen. Dabei kann er von jedem beliebigen Ort mit Internetverbindung überwacht werden. Mehrere Kameras und Sensoren ermöglichen dem Roboter, sich zurechtzufinden, während er Informationen über den Betrieb der Anlage vor Ort aufzeichnet und überträgt.
Spot liest mithilfe der von Energy Robotics zusätzlich angebrachten Sensoren die Anzeigen von Messgeräten in unmittelbarer Nähe und kann auch entfernte Objekte mit dem extern montierten, optischen Zoomobjektiv vergrößern. Zudem ist der Roboter in der Lage, anhand von Wärmebildern Defekte an Leitungen oder die Temperatur von Pumpenkomponenten zu erkennen. In der thermischen Abluftreinigungsanlage von Merck überwacht Spot beispielsweise den Kühlwasserstand und stellt fest, ob sich Kondenswasser angesammelt hat. Außerhalb der Anlage überwacht der mobile Roboter Rohrbrücken auf Anomalien. Die Software von Energy Robotics verarbeitet mithilfe von künstlicher Intelligenz die Masse an gewonnenen Daten zu für den Menschen nützlichen und weiter verwendbaren Informationen.
Auf einem umfassenden Test-Parcours wurde Spot auf Herz und Nieren geprüft: So musste er besondere Herausforderungen wie Treppenstufen, Böschungen oder Gitterwege meistern. Um Kollisionen zu vermeiden, kann Spot außerdem Fahrzeuge und andere Hindernisse umgehen.
“Mit Spot bietet Boston Dynamics einen Roboter mit hervorragender Mobilität für innovative industrielle Anwendungen an. Er ergänzt unser umfassendes Softwarepaket für autonome Inspektion, Navigation und Flottenmanagement perfekt”, sagt Dr. Stefan Kohlbrecher, CTO von Energy Robotics. “Gemeinsam mit Merck freuen wir uns darauf, die Anwendungsfälle von Spot im Innen- und Außenbereich zu erweitern. Die autonome Inspektion von Abluftreinigungs- und Kläranlagen ist ein ideales Beispiel dafür. Mit solchen anspruchsvollen Einsatzgebieten schaffen wir greifbaren Mehrwert für unsere Kunden”, ergänzt Dr. Dorian Scholz, CEO von Energy Robotics.
Michael Perry, Vice President Business Development des US-amerikanischen Unternehmens Boston Dynamics, ist zuversichtlich: “Energy Robotics verfügt über umfangreiche Erfahrung in der autonomen Steuerung mobiler Roboter und der Integration von Sensoren in komplexen Umgebungen. Wir freuen uns darauf, in Zukunft mit ihnen als starker Partner für unsere Industriekunden zusammenzuarbeiten.”
Autonome Roboter gewinnen in mehreren Branchen an Bedeutung. Energy Robotics’ Software für autonome Roboterinspektion und Flottenüberwachung ist bereits in der Öl- und Gasindustrie marktführend. Jetzt ist sie mit Boston Dynamics” Spot in Kombination mit einem mobilen Roboter für raue Umgebungen erhältlich. Kunden wie Merck profitieren von dieser leistungsstarken Partnerschaft: Dadurch sind sie in der Lage, große Mengen an Sensordaten zu generieren und zu analysieren, mit denen die betriebliche Effizienz erhöht, die Wartungskosten gesenkt und die Arbeitsbedingungen der Menschen verbessert werden können.
Das 2019 als Spin-off der Technischen Universität Darmstadt gegründete Unternehmen Energy Robotics ist ein Wegbereiter für mobile Roboter zur Fernüberwachung industrieller Anlagen. In den letzten Jahren hat das aus führenden Experten bestehende Gründerteam mehrere der wichtigsten internationalen Wettbewerbe für autonome Robotik zur Ferninspektion gewonnen.
Energy Robotics bietet die erste kommerziell verfügbare Softwarelösung für intelligente Robotersteuerung und cloudbasiertes Flottenmanagement autonomer mobiler Bodenroboter an. Sie werden für Ferninspektionen und Überwachung in rauen und anspruchsvollen Umgebungen wie der Öl-, Gas- und petrochemischen Industrie eingesetzt. Von Energy Robotics mit Software ausgestattete mobile Roboter sind bereits auf vier Kontinenten im reibungslosen Betrieb für die Ferninspektion von Öl- und Gasanlagen über mehr als 10.000 km Entfernung im Einsatz. Das Unternehmen arbeitet für ATEX/IECEx-Zone 1-Umgebungen mit explosiver Atmosphäre mit ExRobotics als Hardware-Partner zusammen.
Energy Robotics wurde an der TU Darmstadt durch das EXIST-Forschungstransfer-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft, Mittelstand und Energie (BMWi) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.
Merck, ein führendes Wissenschafts- und Technologieunternehmen, ist in den Bereichen Healthcare, Life Science und Performance Materials tätig. Rund 57.000 Mitarbeiter arbeiten daran, im Leben von Millionen von Menschen täglich einen entscheidenden Unterschied für eine lebenswertere Zukunft zu machen: Von der Entwicklung präziser Technologien zur Genom-Editierung über die Entdeckung einzigartiger Wege zur Behandlung von Krankheiten bis zur Bereitstellung von Anwendungen für intelligente Geräte – Merck ist überall. 2019 erwirtschaftete Merck in 66 Ländern einen Umsatz von 16,2 Milliarden Euro.
Wissenschaftliche Forschung und verantwortungsvolles Unternehmertum sind für den technologischen und wissenschaftlichen Fortschritt von Merck entscheidend. Dieser Grundsatz gilt seit der Gründung 1668. Die Gründerfamilie ist bis heute Mehrheitseigentümer des börsennotierten Konzerns. Merck hält die globalen Rechte am Namen und der Marke Merck. Die einzigen Ausnahmen sind die USA und Kanada, wo die Unternehmensbereiche als EMD Serono, MilliporeSigma und EMD Performance Materials auftreten.
Boston Dynamics ist weltweit führend bei der Entwicklung und Anwendung hochmobiler Roboter, die schwierigste Herausforderungen für Roboter bewältigen können. Seit seiner Gründung im Jahr 1992 ist das Unternehmen führend in der Entwicklung und Bereitstellung von Robotern mit fortschrittlicher Mobilität, Geschicklichkeit und Intelligenz. Diese Hochleistungsroboter kombinieren die Prinzipien dynamischer Steuerung von Bewegung und Gleichgewicht mit ausgefeilten mechanischen Konstruktionen, modernster Elektronik und Software der nächsten Generation, um in unstrukturierten Industrieumgebungen einen Mehrwert zu schaffen und die Gesellschaft positiv zu beeinflussen.