Aachen, 13. Juli 2021 – Wenn die eingängigen Beats des Rock “n” Roll den Boden erbeben ließen, gab es kein Halten mehr. Idole wie Elvis Presley, Chuck Berry oder Bill Haley brachten die Mengen in den 50er- und 60er-Jahren zum Kochen und waren Wegbereiter vieler moderner Musikstile. Nicht nur die Musik selbst entwickelt sich ständig weiter, auch die Art, wie wir sie konsumieren, unterliegt einem steten Wandel. Heute tonangebend: Musik-Streaming im heimischen WLAN.
Erklang der Rock “n” Roll bis in die 70er Jahre noch vom Plattenspieler, eroberten in den 80ern zunächst Tonbandkassetten und später die Compact Disc die Wohnzimmer. Mit speziellen Abspielgeräten wie dem Walkman® war es ab den 80er-Jahren möglich, Musik auch unterwegs zu hören – beim Radfahren, zum Joggen, in Bussen oder Bahnen. Mitte der 90er-Jahre revolutionierte ein neues, digitales Format den Musikkonsum auf der ganzen Welt – das MP3-Format.
- 995 waren es vor allem deutsche Forscher, Ingenieure und Wissenschaftler, die am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen die Musikindustrie in die Moderne führten. Mit einer simplen Idee: Damit Musik digital leichter zugänglich wird, sollten Audiodateien derart komprimiert werden, dass sie weniger Daten verbrauchen – bei kaum hörbaren Qualitätsverlusten. Der Standard ISO/IEC 11172-3 – besser bekannt als “.mp3” (MPEG Audio Layer 3) – war geboren. Das Prinzip: Das menschliche Gehör verarbeitet nicht sämtliche Informationen und nimmt bestimmte Frequenzbereiche überhaupt nicht wahr. Komprimierungsmethoden wie MPEG machen sich dies zunutze und bereiten Audiodateien so auf, dass für das menschliche Gehör nahezu keine Unterschiede wahrnehmbar sind – obwohl akustische Informationen fehlen. Der neue Standard ebnete den Weg für Musik-Downloads. Abgespielt wurde die Musik lange Zeit allerdings nur direkt am PC. Mit dem Aufkommen der ersten tragbaren MP3-Player Ende der 90er gewann die Verbreitung des MP3-Formats weiter an Tempo.
Wieder einige Jahre später verschwanden erneut dedizierte Abspielgeräte. Smartphones übernahmen die Rolle, die vorher MP3-Player ausgefüllt haben. Das Zeitalter des Musik-Streamings wurde eingeläutet. Heute hören die meisten zumindest den Großteil ihrer Musik über Streaming-Dienste wie Spotify®. Kostenlos und werbefinanziert oder als kostenpflichtiges Abo. Auf niedrige Datenraten getrimmt oder spezialisiert auf verlustfreie hochauflösende Kodierungsmethoden – das Angebot der Anbieter ist breit gefächert. Und auch wenn das technisch inzwischen überholte MP3-Format selbst in diesen Angeboten kaum noch aktiv Verwendung findet, legte es doch den Grundstein und erreichte sein Ziel, digitale Musik leichter zugänglich zu machen.
Die Vorteile und der Komfort des Online-Streamings sind heutzutage nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Wortwörtlich per Fingerzeig stehen ganze Musikbibliotheken zur Verfügung, statt einzelner Schallplatten, Kassetten oder CDs, die händisch gewechselt werden müssen. Musikempfehlungen lassen sich online ebenso kinderleicht weitergeben wie ganze Playlists. Nicht einmal die Forscher des Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen hätten sich träumen lassen, wie sehr ihre Entwicklung letztlich den Umgang mit Musik prägen und verändern würde. Auch wenn Nutzer moderner Streaming-Lösungen heute weniger auf verfügbaren Festplattenspeicher als auf Datenvolumen und Verbindungsqualität schauen.
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