Die Europäische Union weist in einem aktuellen Bericht vom Mai 2023 darauf hin, dass die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln in der EU derzeit nicht gefährdet ist, weil Europa bei zahlreichen Agrarprodukten weitgehend autark ist. Dennoch bestehen große Herausforderungen für die europäische Landwirtschaft in Bezug auf krisenfähige Lebensmittelsysteme, den hohen Vorleistungen für Düngemittel aus fossilen Energien sind nötig. Die Landwirtschaft in Europa hat in den letzten Jahrzehnten einen bedeutenden Wandel durchlaufen. Die massive Intensivierung der Landwirtschaft führte zu einem erhöhten Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden, die wiederum unsere Umwelt und Gesundheit beeinträchtigen. Aufgrund dieser Entwicklungen stellt sich die dringende Aufgabe, die Agrar- und Landwirtschaft in Europa grundlegend zu verändern und Maßnahmen zu ergreifen, um die Situation zu verbessern.
Die Ziele des European Green Deals für die Landwirtschaft
Dabei setzen die Ziele des European Green Deals (2019) für die Landwirtschaft den Rahmen für eine nachhaltige Produktion in der Europäischen Union und den Schutz von Böden, Wasser und Luft. Die Sicherstellung der Ernährungssicherheit trotz Klimawandel und Biodiversitätsverlust ist ein erklärtes Ziel der EU, neben der Verkleinerung des ökologischen und klimatischen Fußabdrucks der Lebensmittelsysteme, um diese krisenfest zu machen. Mit der Förderung von innovativen Technologien und der Einführung von Anreizen zur Reduzierung von Emissionen sollen wichtige Schritte auf dem Weg zu einer klima-intelligenten Landwirtschaft erreicht werden.
Erhöhung der Ernährungssicherheit
Eine der wichtigsten Aufgaben der Landwirtschaft in Europa ist die Erhöhung der Ernährungssicherheit. Europa muss in der Lage sein, auf Versorgungskrisen, die durch extreme Wetterbedingungen und den Klimawandel ausgelöst werden können, angemessen zu reagieren. Jüngste Beispiele in Europa, wie die Gefahren der Blitzdürre in Deutschland oder die schweren Unwetter Anfang Juni 2023 mit Hagel in der burgenländischen Landwirtschaft in Österreich, die für Ernteausfälle von bis zu 40 Prozent der begehrten Freiland-Erdbeeren sorgen, machen die Herausforderungen deutlich. Diskutiert wird, ob eine nachhaltige Intensivierung dabei der Schlüssel zur Erhaltung der Ertragspotenziale unserer Böden und zur Erreichung von Ernährungssicherheit ist?
Nachhaltige Intensivierung in der Landwirtschaft – Hilfe gegen Hunger?
Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit mit besserer Ernährung und die Förderung der nachhaltigen Landwirtschaft, sind erklärte globale Nachhaltigkeitsziele. Als Ausweg aus der Ernährungskrise sehen Forschende die Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion, sodass auf der gleichen Fläche höhere Erträge erzielt werden. Eine nachhaltige Intensivierung in der Landwirtschaft (Sustainable Intensification) wird durch die Erhöhung der Produktion unter Nutzung von natürlichen Ressourcen und unter Berücksichtigung der biologischen Vielfalt erreicht. Ohne die Verursachung von negativen Effekten für die Umwelt und ohne zusätzliche Fläche in Kultur zu nehmen. Hierfür müssen prädiktive Agrarsystem-Modelle auf mehreren räumlichen und zeitlichen Skalen entwickelt werden, um moderne Landwirtschaftstechnologien in Kombination mit traditionellen ökologischen Methoden zu nutzen.
Die Form der „nachhaltigen Intensivierung“ ist abhängig vom Ort, den gegebenen Möglichkeiten und technologischen Innovationen, wie der Digitalisierung, Stichwort „Precision Farming“ oder „Indoor-Vertical-Farming“. Hierbei erfolgt die Nahrungsmittelproduktion auf mehreren Stockwerken in einem geschlossenen Kreislauf mit innovativen Technologien, Automatisierung und Prozesssteuerung.
Im Rahmen der Agrarökologie werden Methoden wie beispielsweise die Kultivierung von mehrjährigen Kulturen, die Anwendung von Agroforstwirtschaft und die vorbeugende Kontrolle von Schädlingen und Krankheiten durch biologischen Pflanzenschutz angewendet. Hierbei handelt es sich um einen Ansatz der landwirtschaftlichen Produktion, der auf der Integration von Ökologie und Landwirtschaft beruht.
Klima-intelligente Landwirtschaft und effiziente Anbaumethoden
Eine klima-intelligente Landwirtschaft ist eine landwirtschaftliche Praxis, die sich an die klimatischen Bedingungen anpasst und gleichzeitig die Emissionen von Treibhausgasen reduziert. Beispiele hierfür sind die konservierende Bodenbearbeitung, die Nutzung von Bioenergie und die Einführung von effizienten Bewässerungs- und Düngemittelsystemen. Effiziente Anbaumethoden ermöglichen beispielsweise den Einsatz von Düngemitteln so gut zu steuern, dass die Kulturen und Pflanzen nur den tatsächlichen Bedarf an Nährstoffen bekommen, die sie brauchen und aufnehmen können. KI-Lösungen werden weiterentwickelt, um die Überprüfung von Pflanzenzuständen, die manuell aufwendig und aufgrund von fehlenden Fachkräften nur punktuell erfolgen kann, regelmäßig und lückenlos zu bewerkstelligen. Automatische Erkennung von Schädlingsbefall oder mangelnder Wasserversorgung erfolgt zeitnah durch KI-Technologien, auf Basis von Satelliten- oder Drohnenbilder und Messungen mit Feldsensorik.
Auf innovative Technologien setzt die MABEWO Unternehmensgruppe mit modularen Indoor Farming Anlagen. Hochautomatisierte Anbau-Module sorgen für ideale Wachstumsbedingungen der Pflanzen mit optimaler Platzausnutzung durch Etagenanbau mit Automatisierung und Prozesssteuerung.
Verbesserte Nutzung von Kohlenstoff- und Nährstoff-Kreisläufen
Europäische Unternehmen müssen mit dem neuen Lieferkettengesetz in faire Arbeitsbedingungen und erhöhte Umweltstandards investieren, um die ökologisch nachhaltigen Richtlinien und Vorgaben einzuhalten. Der Umbau der Landwirtschaft in Europa erfordert zudem eine verbesserte Nutzung von Kohlenstoff- und Nährstoff-Kreisläufen. Hierzu ist zum einen auf die Einbindung von erneuerbaren Energien und Bioenergie zu setzen und der Umbau zur Kreislaufwirtschaft in der Landwirtschaft. Bis 2050 will die Europäische Union im Rahmen des Grünen Deals die Ziele erreichen. Mit Fokus auf Biodiversität und Kreislaufwirtschaft erfolgen Förderungen nachhaltiger Produkte und Produktionen. Der Schutz von Wäldern und das Management von Grünland sind ebenfalls wichtige Faktoren bei der Schließung von Kohlenstoff- und Nährstoff-Kreisläufen.
Insgesamt ist der grüne Wandel in der Landwirtschaft und der Ernährungssicherheit unabdingbar, denn aktuelle Entwicklungen führen vor Augen, wie fragil Lieferketten und politische Stabilitäten sein können. Zudem bedrohen Hitze- und Dürreperioden Europa und weltweit die Ernährungssicherheit. Zu wählen sind Ansätze, die ökologisch, wirtschaftlich und sozial nachhaltig sind und gleichzeitig die Ertragspotenziale der Landwirtschaft erhalten. Die Umsetzung dieser Maßnahmen erfordert einen breiten Konsens und eine enge Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Landwirten und Verbrauchern.
V.i.S.d.P.:
Jörg Trübl
Umweltingenieur
Verwaltungsrat MABEWO AG
Die MABEWO AG steht für Nachhaltigkeit. „Make a better world“ investiert in die Zukunft und entwickelt innovative Technologien, um die größten Herausforderungen unserer Zeit zu lösen: Klimaschutz, Energiewende, Ressourcenschonung und Lebensmittelversorgung. Herr Jörg Trübl ist ausgebildeter Umweltingenieur und verfügt über 20 Jahre praktische wirtschaftliche Erfahrung in der Unternehmensführung als Berater, Coach und CEO von KMUs in Europa.
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