Energieexperten der IfE GmbH liefern innovatives Konzept mit Sektorenkopplung mittels Wärmepumpe und -speichern
Eine neue Studie des Ingenieurbüros für Energiewirtschaft (IfE GmbH) zeigt, dass der Bildungscampus BTZ Rohr-Kloster der HWK Südthüringen bis spätestens 2025 klimaneutral mit Energie versorgt werden kann. Von der geplanten nachhaltigen Sanierung der Ausbildungsstätte profitieren zudem regionale Handwerksbetriebe.
Die internationale Aus- und Weiterbildungsstätte BTZ Rohr-Kloster der HWK Südthüringen gilt mit derzeit 434 Ausbildungsplätzen und jährlich über 6.000 Kursteilnehmern als Chancengeber für junge Menschen. Eine Modernisierung der Gebäude reduziert die hohen Wärmeverluste und gestaltet die Energieversorgung langfristig ökologisch. Dr. Dirk Schramm, Geschäftsführer der IfE GmbH, betont: “Eine energetische Sanierung des Bildungscampus war ohnehin notwendig. Wir konnten im Rahmen des GREEN invest Demonstrationsvorhabens ein innovatives und nachhaltiges Konzept vorlegen, das bei sinkenden Energiekosten die CO2-neutrale Energieversorgung des BTZ Rohr bis spätestens 2025 bilanziell ermöglicht.” ThEEN-Geschäftsführerin Jana Liebe fügt hinzu: “Bei der progressiven Umsetzung des Sanierungskonzeptes kann durch den Einsatz Erneuerbarer Energien, Modernisierung der Gebäudetechnik des Bildungscampus und durch innovative Sektorenkopplung demnach bis zu 50 Prozent bei der Wärme- und bis zu 20 Prozent bei der Stromversorgung eingespart werden.”
Laut Thüringer Klimagesetz soll der Energiebedarf bis 2040 zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien gedeckt und die Treibhausgasemissionen um bis zu 80 Prozent reduziert werden. Der Gebäudebestand soll bis 2050 im Freistaat nahezu klimaneutral werden. Umweltministerin Anja Siegesmund freut die Förderung über rund 40.000 EUR aus GREEN invest, einem der gefragtesten Förderprogramme des Umweltministeriums:
“Wir brauchen solche Projekte wie am Bildungszentrum, das hoffentlich viele Nachahmer findet. So zeigen wir auch anderen Wege auf, wie Klimaschutz im Wärmesektor und die CO2-freie Versorgung eines gesamten Campus funktionieren. Gleichzeitig profitieren regionale Unternehmen, die das nötige Know-how mitbringen, um Thüringen klimaneutral zu gestalten. Klimaschutz ist ein Konjunkturmotor und sichert Wertschöpfung für die Region.”
So stellte Alexander Ladwig, Geschäftsführer am Bildungscampus BTZ Rohr-Kloster der HWK Südthüringen, erfolgreich den Antrag bei der TAB. “Die Fördermittel ermöglichen es uns, nachhaltige und langfristig an die Wachstumspläne des Campus angepasste Maßnahmen zu planen. Gerade für unseren Nachwuchs im Handwerk soll die Ausbildungsstätte selbst vorleben, wie die Energieversorgung der Zukunft aussieht.”
Neben der Modernisierung der Gebäudeleittechnik und Beleuchtung soll eine innovative Sektorenkopplung mittels Wärmepumpen und -speichern in Zukunft den hohen Erdgasbezug reduzieren. Während der Heizperiode wird das Nahwärmenetz mit reduzierter Temperatur betrieben und kaltes Wasser im Sommer zu Kühlzwecken genutzt. Durch Zubau einer dezentralen erneuerbaren Energieversorgung (PV-Anlagen) mit insgesamt 1.250 kWp, verteilt auf Carports und Freiflächen, kann in Kombination mit einem Batteriespeichercontainer (1 MWh) der aktuelle CO2-Fußabdruck des BTZ Rohr von über 860 t nahezu vollständig vermieden werden.
Über die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen mit Investitionskosten in Höhe von etwa vier Millionen Euro entscheidet die HWK Südthüringen derzeit noch. Mehrere Förderprogramme stehen zur Verfügung und die Förderfähigkeit der Maßnahmen wird geprüft. Das Projekt ermöglicht die Einbindung unterschiedlicher Handwerksunternehmen und stärkt die regionale Wertschöpfung. Die Ergebnisse der Studie sollen vor allem als Best-Practice-Beispiele und Multiplikatoren für weitere Projekte dienen.
Dr. Schramm intensiviert indes die Untersuchungen im Projekt weiter. Durch optimierte Steuerung und Regelung ist seiner Einschätzung nach die vollständige Klimaneutralität möglich. Zur detaillierteren Betrachtung wird in einer durch die IfE GmbH begleiteten Bachelorthesis dazu bereits eine Simulation erarbeitet.
Das vom Freistaat Thüringen geförderte Projekt wurde durch Mittel der Europäischen Union im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert.
Als Kompetenznetzwerk der Erneuerbaren Energien, Energiespeicherung, Energieeffizienz und Sektorenkopplung vertritt das Thüringer Erneuerbare Energien Netzwerk (ThEEN) e.V. über seine Mitgliedsverbände Arbeitsgemeinschaft Thüringer Wasserkraftwerke, Bundesverband WindEnergie-Landesverband Thüringen, Fachverband Biogas-Regionalbüro Ost, SolarInput) sowie zahlreiche Einzelmitglieder, Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Kommunen und Institutionen mehr als 300 Unternehmen und vereint die Thüringer Leistungsträger aller regenerativen Energieformen.