Marispace-X: Fraunhofer IGD erschafft digitalen Zwilling der Unterwasserwelt für Echtzeitanwendungen
Wer den maritimen Klimaschutz ausbauen, Offshore-Windanlagen warten oder Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee kartografieren möchte, der benötigt vor allem eins: umfassende sowie frei verfügbare Daten. Mit dieser Zielsetzung hat nun ein Konsortium unter Beteiligung des Fraunhofer IGD das größte europäische Vorhaben für die Digitalisierung maritimer Daten gestartet. Heute erhielten die Initiatoren für ihr anwendungsorientiertes Cloud-Projekt mit dem Namen Marispace-X (Smart Maritime Sensor Data Space X) den Förderbescheid. In den kommenden drei Jahren steht damit ein Gesamtvolumen von 15 Millionen Euro für Forschung, Entwicklung und Umsetzung zur Verfügung.
“Marispace-X wird eine Vielzahl neuer Anwendungsfelder ermöglichen. Dadurch leistet dieses Projekt in der Blue Economy einen großen Beitrag für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Meere”, sagt Dr. Steffen Knodt, Leiter des Fraunhofer Leistungszentrums Sustainable Ocean Business vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung. Neben seiner Einrichtung haben sich alle Beteiligten des Konsortiums verpflichtet, maritime Informationen und Geodaten zur Verfügung zu stellen und diese über intelligent vernetzte Sensoren und Datenträger (Internet of Underwater Things) verarbeiten zu lassen. Für Knodt ein Projekt mit großer Tragweite: “Auf diese Weise entsteht ein digitaler Zwilling der Meere und Ozeane.”
Bevor es zur wirtschaftlichen Nutzung der maritimen Cloud kommt, werden in den kommenden Monaten die technischen Voraussetzungen geschaffen. In einer ersten Phase des Projektes bringt das Fraunhofer IGD in Kiel seine Expertise im Cloud Computing sowie der KI-basierten Datenanalyse, Datenaufbereitung und Datenhaltung ein, um einen digitalen Zwilling der Unterwasserwelt für Echtzeitanwendungen zu schaffen. Am Kieler Standort werden dafür die Gaia-X kompatiblen Strukturen zur Erfassung und Verarbeitung digitaler Daten entwickelt sowie Sensortechnologie zur Erfassung von Echtzeit-Unterwasserdaten integriert.
Die anschließende Erprobung ist im Digital Ocean Lab vor Rostock vorgesehen. Die Einrichtung mit ihrem Unterwasser-Testfeld wird auch den Partnern des Fraunhofer IGD als Testumgebung dienen. So können die Wissenschaftler vor Ort beispielsweise Bathymetrie und Bodenmorphologie, Satellitendaten, Kamerabilder sowie Strömungs-, Wellen- und Wetterdaten nutzen.
Das 1987 gegründete Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD ist die international führende Einrichtung für angewandte Forschung im Visual Computing, der bild- und modellbasierten Informatik. Wir verwandeln Informationen in Bilder und Bilder in Informationen. Stichworte sind Mensch-Maschine-Interaktion, Virtual und Augmented Reality, künstliche Intelligenz, interaktive Simulation, Modellbildung sowie 3D-Druck und 3D-Scanning. Rund 180 Forscherinnen und Forscher entwickeln an den drei Standorten Darmstadt, Rostock und Kiel neue technologische Anwendungslösungen und Prototypen für die Industrie 4.0, das digitale Gesundheitswesen und die “Smart City”. Durch die Zusammenarbeit mit den Schwester-Instituten in Graz und Singapur entfalten diese auch internationale Relevanz. Mit einem jährlichen Forschungsvolumen von 21 Mio. Euro unterstützen wir durch angewandte Forschung die strategische Entwicklung von Industrie und Wirtschaft.